So schmeckt die Wattenmeer-Region

Raues Klima, kräftige Winde, salzige Luft: Auf den ersten Blick bietet die Landschaft hinter den Nordsee-Deichen keine optimalen Bedingungen zum Anbau leckerer Kulturpflanzen. Doch tatsächlich haben gerade jene alten Sorten, die sich mit den speziellen Standortbedingungen arrangiert haben, ganz besondere Qualitäten entwickelt, von der Resilienz auf dem Feld bis zu Geschmack und Konsistenz auf dem Teller. Zudem haben die Küstenbewohner über Jahrhunderte besondere Methoden entwickelt, um Knollen- und Hülsenfrüchte, Blattgemüse und Früchte anzubauen, zu lagern und schmackhaft zuzubereiten.

In Zeiten des Klimawandels, der Globalisierung und Umbrüchen in der Weltwirtschaft gewinnen bewährte alte Kulturtechniken und regionale Wertschöpfungsketten zunehmend an Bedeutung. Genau dafür stehen Biosphärenregionen wie das Niedersächsische Wattenmeer, in denen Leben und Arbeiten im Einklang mit der Natur neu erprobt und praktiziert wird. Wie das im Detail funktioniert, welche Bausteine es braucht und welche Erfolge es bringt, zeigt das „Watt’n Kochbuch“ gut verständlich, nachvollziehbar und unterhaltsam auf.

Von der Idee über intensive Recherche, sorgfältige Redaktion und liebevolle Gestaltung bis zur Drucklegung brauchte es mehrere Jahre, verrieten Astrid Martin (Nationalpark-Verwaltung) und Barthel Pester (Journalist und Nachhaltigkeits-Netzwerker aus Oldenburg) als federführende Redaktionsmitglieder jetzt bei der Präsentation des Buches im Nationalpark-Partner-Hotel „Atlantic“ in Wilhelmshaven. „Mit Kulinarik lässt sich eine Region sinnlich erlebbar machen“, so Astrid Martin. Zahlreiche Betriebe des Partnernetzwerks wurden kontaktiert. „Die Kunst bestand darin, die vielfältigen Beiträge in eine gemeinsame Form zu bringen und gleichzeitig die Individualität der einzelnen Akteure herauszustellen.“ Für Barthel Pester sind „kurze Wege, überprüfbare Lieferketten, Authentizität und Glaubwürdigkeit“ Kernelemente eines nachhaltigen regionalen Wirtschaftskreislaufes. Dabei zählt in den Rezepten nicht die „reine Bio-Lehre“, es zählt auch die Regionalität. Und neben vielen veganen und vegetarischen Rezepten, die vor allem junge Leute ansprechen sollen, gibt es auch einige Fleisch- und Fischgerichte „als Konzession an die Region“.

Für Dennis Micknaß, Marketingleiter der ATLANTIC Hotels, ist der Wandel in der Ernährung hin zur pflanzlich betonten Ernährung ein „Transformationsprozess“. Das Hotel bietet zunehmend fleischlose Gerichte an, Gäste haben aber weiterhin die Wahl zwischen tierisch oder pflanzlich basierter Kost. So hält es auch das Team der „Seefelder Mühle“, das bei der Präsentation vertreten war: „Die Dorfbevölkerung darf selbst entscheiden, ob sie bei uns Fleischliches essen oder aber mal vegane Speisen probieren – und dann meist positiv überrascht sind“.

Nationalpark-Leiter Peter Südbeck dankte allen Beteiligten, Autor*innen und Partnerbetrieben, für das schöne Buch als Ergebnis fruchtbarer Teamarbeit. Das Buch ist in einem renommierten deutschen Verlag erschienen und erreichte schnell große überregionale Verbreitung auf allen relevanten Online-Plattform, so Südbeck. Erhältlich ist es auch in Shops der Nationalpark-Häuser und -Partner und im Buchhandel.

Watt’n Kochbuch. oekom Verlag München, 2023. 168 S. 29 €. ISBN 978-3-98726-026-1

 

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